Montag, 29. September 2025
Grußwort für den Oktober
Ich leihe dir meine Schuhe
Liebe Leserin, lieber Leser,
immer öfter fällt in unserem Alltag das Wort „Ellenbogengesellschaft“. Selbst an Orten, an denen wir es nie erwarten würden. Leider betrifft es u.a. Institutionen, Vereine oder Einrichtungen, die Grundsätze wie Toleranz, Gemeinschaft oder Glaubwürdigkeit auf ihre Fahnen gestanzt haben. Dabei spielt das Motto „Ich, und niemand sonst!“ verstärkt eine große Rolle. Immer wieder tauchen Menschen auf, die ihre Sicht der Dinge, ihr Verhalten oder ihren Lebensstil übermäßig in den Himmel preisen und unbeirrt davon überzeugt sind, im Recht und das Maß aller Dinge zu sein. Dass sie dadurch ihre Mitmenschen verletzen, ihnen das Selbstvertrauen und den Mut nehmen und sie somit in den Schatten stellen, scheint ihnen egal zu sein. Es wird gezielt instrumentalisiert und es werden eiskalt Trümpfe ausgespielt, die die eigene Position und scheinbare „Überlegenheit“ stärken und demonstrieren sollen. Einer dieser Trümpfe sind leider unberechtigte und unbegründete Vorurteile, die gegen Menschen zielen, die einen anderen Lebensweg gehen oder gegangen sind und aufgrund folgender „Faktoren“ nicht in den gewünschten „Raster“ passen: Geschlecht, Ethnie, Herkunft, Religion, Alter, Krankheit, sozialer Status, Ausbildung, Beruf, Lebensentwurf uvm.
Ich möchte Ihnen einen Text vorstellen, den die polnische Sängerin Ania Bralska geschrieben hat. Mit ihrer schlichten aber wohl durchdachten und lebensbezogenen Art greift sie wesentlichen Aspekte des menschlichen Miteinanders auf und lädt uns gleichzeitig dazu ein, die Würde des Gegenübers zu schätzen und diese unabhängig von seiner Vergangenheit zu respektieren.
Ich leihe dir meine Schuhe
Und du wirst den gleichen Weg gehen wie ich
Jedoch lerne unterwegs
Das Gute vom Bösen zu unterscheiden
Schau wie ein Herz schlägt
Wenn es niemand aufwärmt
Und wie bittere Tränen über das Gesicht strömen
Der Wind wird sie nicht trocknen
Ich leihe dir meine Schuhe
Und du änderst deine Denkweise
Geh zuerst durch mein Leben
Bevor du ein Urteil über mich fällst
Du sagst, du kennst das Leben
Du weißt, wie sehr eine Wunde schmerzt
Dann sag mir was ein Mensch fühlt
Wenn das Schicksal seine Knie beugt
Mein Lebensweg ist verworren
Straßen, Pfade, und Gassen
Ich fiel oft auf Steine
Aber niemals auf Kissen
Also gebe ich dir meine Schuhe
Und du änderst deine Denkweise
Geh zuerst durch mein Leben
Bevor du ein Urteil über mich fällst
So ist es doch stets eine gute Idee, erst in die Schuhe eines Menschen hineinzuschlüpfen und die Spuren zu entdecken, die er in seinem Leben hinterlassen hat, bevor man ein Urteil über ihn fällt, welches seiner Geschichte nicht gerecht wird.
Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und Ihren Lieben alles erdenklich Beste und vor allem Gottes reichen Segen!!!
Den Schülerinnen und Schülern, sowie Ihren Eltern wünsche ich schöne, abenteuerreiche, aber auch erholsame und gechillte Herbstferien – Ihr habt Euch das voll und ganz verdient!!!
Ihr Gemeindereferent Martin Dyjecinski
