Montag, 27. Mai 2019

Grußwort zum Juni

Pfarrbriefservice.de

Liebe Gemeinde,

im Buch Genesis heißt es „Gott, der Herr, nahm also den Menschen und setzte ihn in den Garten von Eden, damit er ihn bebaue und hüte.“ (Gen 2,15) So lebt der Mensch von Generation zu Generation in diesem Garten von Eden und bewirtschaftet ihn bis in die heutige Zeit, die von den Wissenschaftlern „Anthropozän“ (zu: altgriechisch ἄνθρωπος ánthropos, deutsch ‚Mensch‘ und καινός ‚neu‘) genannt werden möchte. Es ist eine neue geochronologische Epoche, in der der Mensch zu einem der wichtigsten Einflussfaktoren auf die biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse auf der Erde geworden ist. Damit scheint der Mensch tatsächlich die Annahme zu untermauern, er sei die Krone der Schöpfung. Doch wie ist es inzwischen um den Garten von Eden bestellt? Wie sieht es denn darin aus? Liest man den Bericht des Weltbiodiversitätsrates IPBES (Intergovernmental Science-Policy Platform on Biodiversity and Ecosystem Services), der im Mai 2019 in Paris tagte, so könnte man meinen, der Garten von Eden wurde von einem Virus befallen und keiner weiß Bescheid, wie man gegen diesen Virus vorgehen kann. Das Artensterben ist heute mindestens Dutzende bis Hunderte Male größer als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre. 75 Prozent der Landoberfläche sind durch Eingriffe des Menschen stark verändert. Auch die Ozeane und die Meere wurden nicht verschont. 66 Prozent davon gelten als mit Plastikmüll verschmutzt oder überfischt – zahlreiche Korallenriffe als komplett zerstört. Ist das immer noch derselbe Garten von Eden, den Gott dem Menschen geschenkt und anvertraut hat? Bereits 1979 schreibt der Heilige Johannes Paul II in seiner Antrittsenzyklika „Redemptor hominis“ („Der Erlöser des Menschen“): „Der Mensch scheint oft keine andere Bedeutung seiner natürlichen Umwelt wahrzunehmen, als allein jene, die den Zwecken eines unmittelbaren Gebrauchs und Verbrauchs dient. Dagegen war es der Wille des Schöpfers, dass der Mensch der Natur als >Herr< und besonnener und weiser >Hüter< und nicht als >Ausbeuter< und skrupelloser >Zerstörer< gegenübertritt.“ Papst Franziskus greift genau dieses Thema auf und schreibt in seiner Enzyklika „Laudato Si“ („Gelobt seist Du“): „Die jungen Menschen verlangen von uns eine Veränderung. Sie fragen sich, wie es möglich ist, den Aufbau einer besseren Zukunft anzustreben, ohne an die Umweltkrise und an die Leiden der Ausgeschlossenen zu denken.“ Wir Christen leben aus dem Glauben an die Auferstehung und Auferstehung hat stets mit der Umkehr zu tun. Diese Umkehr hat mehrere Dimensionen – geistlich, ethisch, sozial, politisch und ökologisch – und es ist für uns noch nicht zu spät diese Umkehr in unserem Leben konkret werden zu lassen.

Wir alle können unseren Beitrag zu dieser Umkehr leisten, indem wir unseren Lebensstil überdenken und wenn möglich, in ganz kleinen Schritten anfangen. Vielleicht wäre ein gemeinsames Gebet ein guter Anfang…

Was ist mein Lobpreis vor Dir!
Ich hörte nicht die Gesänge der Cherubim,
das ist die Sphäre der Seelen dort oben,
aber ich weiß, wie Dich die Natur lobpreist.

Ich habe im Winter betrachtet,
wie in der Mondesstille die ganze Erde still zu Dir betete,
gehüllt in ein weißes Gewand,
glänzend in den Kristallen des Schnees.

Ich sah, wie sich die aufsteigende Sonne über Dich freute
und die Chöre der Vögel die Herrlichkeit erklingen ließen.

Ich hörte, wie der Wind geheimnisvoll rauschte von Dir,
wie die Winde sangen, wie die Wasser sprudelten,
wie von Dir predigten die Ordnungen der Lichter
durch die zielgerichtete Bewegung im unendlichen Raum.

Was ist da mein Lobpreis!
Die Natur ist gehorsam, ich bin es nicht,
doch so lange ich lebe, sehe ich Deine Liebe und möchte denken,
beten und rufen:

Ehre sei Dir, der Du uns das Licht gezeigt;
Ehre sei Dir, der Du uns liebst mit einer tiefen, unermesslichen, göttlichen Liebe;
Ehre sei Dir, der Du uns erleuchtest mit dem Licht, den Scharen der Engel und Heiligen;
Ehre sei Dir, Allheiliger Vater, der Du uns Dein Reich übertragen hast;
Ehre sei Dir, Erlöser, Sohn, der Du uns den Weg zum Heil eröffnet hast;
Ehre sei Dir, Heiliger Geist, Du Leben schaffende Sonne des zukünftigen Äons;
Ehre sei Dir für alles, o göttliche Dreiheit, Du Allgute;
Ehre sei Dir, Gott, in Ewigkeit!

Lobgesang aus der Tradition der russisch-orthodoxen Kirche

Martin Dyjecinski, Gemeindereferen