Dienstag, 01. Oktober 2019

Jesus, der Keltertreter

Jesus der Kelterer

Wein - eine göttliche Angelegenheit

Liebe Mitchristen. Liebe Freunde des Weines.

In den kommenden Tagen und Wochen sind in unseren Weindörfern wieder viele Winzerinnen und Winzern mit ihren Helfer in den Weinbergen mit der Weinlese beschäftigt. Der Wein, für viele ein Trunk der Freude und des fröhlichen Beisammenseins, aber auch für Heimat.

Auch in der Bibel spielt der Wein immer wieder eine große Rolle. Sicherlich fällt jedem von uns sofort mehrere bekannte Verse ein - vor allem aus den Evangelien. Jesus verwendet für seine frohe Botschaft gerne Bilder von der Traube, dem Wein, dem Weinstock oder dem Weinberg. Die berühmteste Stelle ist wohl die Erzählung von der Hochzeit zu Kana, bei der Jesus sechs große Krüge mit Wasser in Wein verwandelt.

Und dann ist da natürlich das Geschehen im Abendmahlssaal. "Das ist mein Blut", sagt Jesus, als er einen Becher mit Wein an seine Jünger weiterreicht. Der Wein - zusammen mit dem Brot erinnert er im christlichen Glauben an das Leiden und Sterben Jesu. Mehr noch: In der Eucharistiefeier wird Jesus in Brot und Wein tatsächlich gegenwärtig. Auch im Christentum ist das Genussmittel Wein also eine höchst "göttliche" Angelegenheit.

Es gibt eine nüchterne Erklärung dafür, dass Jesus beim letzten Mahl auf Brot und Wein zurückgegriffen hat. Jesus hat an diesem Abend mit seinen Jüngern das jüdische Pascha-Mahl gefeiert, und Wein ist fester Bestandteil dieses Mahls. Dass es sich beim Wein um ein köstliches Getränk handelt, das zum Genuss einlädt, spielt also zunächst keine Rolle.

Kann es überhaupt eine Rolle spielen, da Jesus mit der Aussage "Das ist mein Blut" ja an seinen bevorstehenden, grausamen Tod erinnert?
Ich denke schon, dass es eine Rolle spielen darf. Wenn die beiden Kirchen Eucharistie und Abendmahl feiern und an Jesus erinnern, dann geht es nicht um etwas Alltägliches, sondern etwas Außerordentliches, eigentlich Unerhörtes. Es geht darum, dass Jesus die Macht des Todes von den Menschen genommen hat; dass wir das uns geschenkte Leben, auch wenn es endlich ist, genießen dürfen, uns daran freuen, es feiern dürfen.
Von daher ist es gar nicht so unpassend, dass ein solches Gedenken von Wein begleitet wird, einem köstlichen Getränk, das die Geschichte der Menschheit seit Jahrtausenden begleitet. Er trägt in sich den Geschmack von Leben und Lachen, von Freude und Zuversicht.


Christus der Keltertreter

Das Titelbild Christus in der Kelter, das im Herz-Jesu-Kloster in Neustadt an der Weinstraße zu sehen ist, ist ein Motiv, das im 12. Jahrhundert zum ersten Mal auftaucht. Jesus wird als Keltertreter dargestellt. Das Kreuz auf seinen Schultern und das Blut, das aus seinen Wunden fließt und sich mit dem Wein vermischt, erinnern an seine Kreuzigung und an die christliche Tradition des Abendmahls bei dem der Wein in das Blut Christi verwandelt wird.

Wenn wir uns immer wieder mit ihm verbunden wissen, wenn wir uns im Gebet und im Bemühen um ein christliches Leben von ihm die Kraft holen, dann wird uns der nötige Lebenssaft nicht versagt bleiben, dann können wir Frucht bringen.
"Solange es diesen Wein gibt, brauche ich keinen Gottesbeweis", sagte einmal ein Geistlicher über einen guten Tropfen. Wenn wir im Leben so eng mit Jesus verbunden sind, wie die Reben mit dem Weinstock, dann werden wir solche Frucht hervorbringen. Dann sind wir ein lebendiger Gottesbeweis.

Ich wünsche unseren Winzerinnen und Winzern eine von Gott gesegnete Weinlese und die Freude, einen guten erlesenen Tropfen Wein zu genießen.

Ihr Pfarrer Marco Gabriel