Freitag, 05. Juni 2020

Gedanken zum Dreifaltigkeitssonntag

„Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt 5,13)

In jedem Jahr findet zum Dreifaltigkeitssonntag eine Salzweihe statt. Und in jedem Jahr fällt mir das Märchen vom Salzprinzen ein, das ich Ihnen hier kurz vorstellen möchte:

„Es war einmal ein König, der hatte drei Töchter. Eines Tages wollte er wissen, wie lieb sie ihn eigentlich hätten. Die erste Tochter sagte: Ich liebe dich wie das Gold, mit dem du mich immer beschenkst. Der König freute sich und schenkte ihr noch mehr Gold. Die zweite Tochter sagte: Ich liebe dich wie die Edelsteine, die du mir schenkst. Der König freute sich und schenkte ihr ein mit Edelsteinen besetztes Kleid. Nun war er auf die dritte gespannt, seine liebste Tochter. Sie sagte: Ich liebe dich wie das Salz.

Allgemeines Gelächter setzte ein und der König dachte, er hätte sich verhört.  Empört sprang der König auf: „Salz gibt es schließlich wie Sand am Meer, das liegt überall herum. Was ist es schon wert? Nichts!“ Und der König ließ seine Tochter aus dem Königreich jagen. Er wollte sie nie wieder sehen.

Und dann verfluchte er das Salz. Da geschah etwas Merkwürdiges: Fortan wurde jegliches Salz im Königreich zu Gold. In allen Salzstreuern, Fässern, Säcken, Küchen, ja selbst in den Salzbergwerken wurde das Salz zu Gold. Sogar Tränen waren nicht mehr salzig, sondern ... goldig. Darüber war der König natürlich hocherfreut. Und vergaß seine jüngste Tochter. Unermesslicher Reichtum tat sich auf, denn überall, wo vorher Salz gewesen war, war nun Gold. Die Speisen allerdings mussten fortan mit Zucker gewürzt werden, sodass dem König das Essen nicht mehr so recht schmeckte. Alle Lebensmittel, die vorher mit Salz haltbar gemacht wurden, verdarben und verfaulten nun in kürzester Zeit.

Die jüngste Tochter war inzwischen in ein fernes Land geraten, wo der geheimnisvolle Salzprinz regierte. Ihn heiratete sie. Und als sie von dem Leid hörte, das dem Reich ihres Vaters widerfahren war, kehrte sie mit ihrem Gemahl zurück und löste den Fluch, so dass alles, was einmal Salz gewesen war, wieder zu Salz wurde. Da erkannte der König, wie recht seine jüngste Tochter gehabt hatte und weinte bitterliche, salzige Tränen. Es waren Tränen der Einsicht und Tränen der Freude.“

„Ihr seid das Salz der Erde“ (Mt 5,13).

So sagt es Jesus zu seinen Freunden zu dir und zu mir.

Das Märchen vom Salzprinzen macht uns hellhörig: das Unscheinbare, Alltägliche und Gewöhnliche ist so unendlich wertvoll. Was wir Menschen heute verwerfen, verachten, weil es so billig, so einfach und so alltäglich ist wie Salz – das hat in Wirklichkeit, in den Augen Jesu, einen hohen Wert. Das ist nicht mit Gold aufzuwiegen. Das ist unentbehrlich.

Wenn Jesus uns heute das Salz der Erde nennt, dann heißt es für uns, dass unsere Welt jeden von UNS unbedingt braucht. Das wir Würze in so manche öden und faden Momente eines Menschenlebens sein dürfen. Es heißt aber auch, dass wir Verantwortung für unsere Erde und gegenüber dem Anderen haben.

Salz wirkt. Es wirkt durch seine Eigenschaften. Auch wir Christen dürfen wirken, können diese Welt verändern. Mit unserem Dasein, mit unserem Taufauftrag. Wir alle haben, wie das Salz, die Eigenschaft zu heilen und zu bewahren. Welch ein Kompliment, wenn Jesus uns das Salz der Erde nennt.

Ihr Pfarrer Marco Gabriel

 

Bild: Martha Gahbauer (Layout)/Martin Manigatterer (Foto) In: Pfarrbriefservice.de