Die Altäre und Altarbilder in der katholischen Kirche St. Laurentius Göcklingen
Das Kernstück jeder Kirche ist der Altar oder die Altäre. So auch in der 225 Jahre alten katholischen Kirche St. Laurentius in Göcklingen, die drei wertvolle Holzaltäre mit Altarbildern ziert. Den von Pfarrer Schirmer durchgeführten Nachforschungen zufolge stammen die Altäre vermutlich aus einer Kapuzinerkirche in Weißenburg im Elsass. Beim Ausbruch der französischen Revolution 1789 wurden der Überlieferung nach die Altäre, die schon zum Verbrennen aufgeschichtet waren, durch Vermittlung eines Schreiners namens Zöger an die Göcklinger Kirchenverwaltung (ob käuflich oder durch Schenkung ist unbekannt) übergeben.
Mit den damals üblichen Ochsenkarren brachte man sie nach Göcklingen, wo sie in Scheunen aufbewahrt und nach Fertigstellung der Göcklinger Kirche in dieser aufgebaut wurden. Die drei oberen runden Ölgemälde, auch Medaillons genannt, befanden sich bei den Altären, während die großen Altarbilder fehlten. Der in Mannheim wohnende Kaufmann Johann Anton Dörler, Sohn des Göcklinger Schultheiß Johann Dörler, stiftete die ersten großen Altarbilder. Es waren: Ein „Laurentiusbild“, „Die Verkündigung Mariens“ und „Die Kreuzigung Christi“. Diese Bilder scheinen nach damaligem Kunstverständnis nicht besonders künstlerisch wertvoll gewesen zu sein, was auch der damalige Pfarrer Colin betonte. Die Bilder wurden von dem Maler Gerhardt aus Landau gemalt. Seine Werke werden heute von Kritikern eher günstig beurteilt.
Nachdem die Wirren der französischen Revolution 1794 die Pfalz erreicht hatten, wurden die Altäre in aller Eile wieder abgebaut, erneut in Scheunen versteckt und nach dieser Epoche wieder in der Kirche aufgebaut. Die Bauart der Altäre in einem edlen Rokoko-Renaissance-Stil weisen darauf hin, wie damals schon Wissenschaft und Kunst gepflegt wurden. Es sind wahre Meisterwerke, was die Schnitzereien beweisen.
Im Laufe der Zeit mussten die Altäre mehreren Renovierungen unterzogen werden; dies geschah im Zusammenhang mit den Kirchenrestaurierungen, zuletzt 1973 bis 1975. Bei dieser Gelegenheit fand man eine alte Grabplatte, die als Altartisch diente und deren Geheimnis erst 2011 gelüftet wurde.
„Ich habe mich entschlossen, den Dom ausmalen zu lassen“, erklärte König Ludwig I. von Bayern anlässlich eines Besuchs in Speyer im Jahr 1843 und beauftragte den Künstler Johann Baptist Schraudolph mit der Arbeit. Dass dieser Satz Auswirkungen auf die Göcklinger Kirche haben würde, ahnte damals niemand.
Am 8. Juni 1846 nahm Schraudolph mit seinem Bruder Claudius die Arbeit auf. Auf hohem Gerüst wurde mit der Kuppel in den Chören begonnen. Eines Tages trat Schraudolph auf ein loses Gerüstbrett und stürzte. Im Fallen klammerte er sich an einen Balken und hielt sich fest. Ein junger Priester namens Konrad Reither, aus Göcklingen stammend, erhielt Kunde davon. Er eilte als einer der Ersten herbei und erkundigte sich nach dem Befinden Schraudolphs. Noch am gleichen Abend besuchte Reither den Künstler und seinen Bruder Claudius. An diesem Abend wurden sie Freunde bis zu ihrem Lebensende. Die Freundschaft führte sogar zu verwandtschaftlichen Beziehungen; denn die jüngste Tochter Schraudolphs (Annel) heiratete den Neffen (Otto) von Konrad Reither, der später Bischof von Speyer wurde. Dadurch waren Johann Baptist und sein Bruder Claudius Schraudolph oft Gast in Göcklingen.
Konrad Reither und Pfr. Colin fanden an den Garhardt’schen Bildern keinen Gefallen. Pfarrer Colin schrieb zu diesem Thema ins Pfarrgedenkbuch: „Die Altäre sind sonst in ihrer Construction so schön, dass sie gleichsam laut schreien, sie von dieser Klexerei (wobei er die Bilder meinte) zu befreien“. Was lag also näher, sie gegen Bilder von Schraudolph zu ersetzen? Claudius Schraudolph erhielt den Auftrag, drei Altarbilder für die Göcklinger Altäre zu malen. 1883 schenkte Frau Franziska Reither, eine Schwester von Konrad Reither, der Kirche das „Laurentius-Bild“ für den Hochaltar. Es stellt den Augenblick dar, wo Laurentius auf den Rost gelegt wird. Es kostete die Wohltäterin 1.060,-- Mark.
1883 entstand das „Immaculata-Conceptio-Bild“. Dieses Bild wurde von Frau Rosalia Roth zum Preis von 685,-- Mark vom Künstler erworben und der Kirchengemeinde zum Geschenk gemacht.
An Ostern 1885 folgte das „Johannes (von) Nepomuck-Altarbild“ als Gesamtspende der Pfarrmitglieder. Alle Altarbilder waren von Claudius Schraudolph gemalt. Die Bilder, im Stil der Nazarener gemalt, zieren heute noch die Kirche.
Die drei Rundbilder (Medaillons) im obereren Teil der Altäre dürften 1789 zusammen mit den Altären nach Göcklingen gekommen sein. Aufgrund ihres Alters sind die Bilder sehr dunkel, so dass man Einzelheiten kaum erkennen konnte. Vor über 50 Jahren kam der Kapuzinerpater Bruno zu dem Ergebnis, dass hier nicht der heilige Franziskus, wie irrtümlich vermutet, sondern drei Kapuziner, auf der Evangelienseite Pater Fidelis von Sigmaringen, auf dem Hauptaltar Laurentius von Brindisi und auf der Epistelseite Pater J. Leonissa dargestellt sind. Diese drei Bilder wurden mehrfach „restauriert“ und leider auch übermalt, Kleinigkeiten ausgebessert und mit Firnis gestrichen. Zuletzt wurden sie im Jahr 2014 fachmännisch gereinigt. Die Kosten von 1.000,-- Euro hierfür übernahm die KFD, die für diesen Zweck die Einkünfte aus verschiedenen Veranstaltungen spendete.
Text: Paul Kleiner, Göcklingen
Quelle: Ortschronik von Pfr. Dr. Schirmer, eigene Recherchen